Was sind Demonstrationsräume?
In der zeitgenössischen Kunst werden Räume selbst zu Kunstwerken und bringen – wie ein Gemälde oder eine Grafik – das Weltverhältnis ihres Schöpfers zum Ausdruck. Seit den späten 1950er-Jahren sind es sogenannte Environments – dreidimensionale Kunstwerke – die ganze Einrichtungen umfassen. Später setzt sich für Raumkunstwerke zunehmend der Begriff Installation durch, wobei die Betonung darauf liegt, dass die Künstlerinnen und Künstler nicht nur eigene »Kunsträume« schaffen, sondern mit künstlerischen Mitteln auch auf vorhandene Räume reagieren. Überblickt man diesbezüglich die installativen Formen der modernen Kunst, so zeigt sich schnell, dass diese höchst differenziert in Erscheinung treten. Es ist ein Verdienst des griechischen Kurators und Kunstwissenschaftlers Sotirios Bahtsetzis, die Spezifik und Geschichte der Installationskunst in ihren differenzierten Erscheinungsformen dargestellt zu haben (Bahtsetzis 2006). Dabei hebt er neben vielen anderen Formen auch den Demonstrationsraum hervor, der in der bisherigen Rezeptionsgeschichte in seiner Eigenart nur selten Beachtung fand. Bahtsetzis bezieht sich hier auf den russischen konstruktivistischen Künstler El Lissitzky, der als Vater einer »demonstrativen« Raumkunst gelten kann. Lissitzky entwickelt sie im Zusammenhang mit der Präsentation seiner Proun genannten und aus abstrakten Form- und Farbelementen bestehenden Gemälde (Proun = Wortschöpfung aus abgekürzten Wörtern und übersetzbar mit »Für die Bejahung neuer Formen in der Kunst« (vgl. Lissitzky-Küppers 1976, S. 348 ff.).