FRANK SCHULZ

Theorie und Didaktik der bildenden Kunst

Bei den hier vorgestellten Projekten handelt es sich um Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen des BIP Kreativitätsschulzentrums Leipzig, die in der Regel als klassenübergreifende und fächerverbindende Ferienprojekte stattgefunden haben (Gesamtleitung: Frank Schulz, maßgebliche Mitstreiter: Anja Ußler und Silke Wollandt von der Grundschule und Manja Teich und Steffen Wachter vom Gymnasium). Die Projekte konnten insbesondere von der uneingeschränkten Unterstützung durch Gerlinde Mehlhorn an der Spitze der BIP Einrichtungen in Sachsen und Thüringen und Karola Schöppe als Direktorin der BIP Kreativitätsgrundschule Leipzig ausgehen.

Der Schwerpunkt der Projekte lag auf der Arbeit mit den Klassen 1 bis 4, aber auch Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 8 nahmen an vielen Projekten teil. Ebenso waren oft die Kinder der Vorschule dabei. Die Arbeit basierte auf der Kooperation des Schulzentrums mit dem Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig. Die Studierenden konnten sich bei guter Vorbereitung in den fachdidaktischen Lehrveranstaltungen wertvolle Praxiserfahrungen machen. Für die Kinder und Jugendlichen wurden die Kunstprojekte zu einem festen Bestandteil der Feriengestaltung. Die Projekte, die in den Winterferien stattfanden, hatten in zwei Durchgängen oft mehr als 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Ähnliche Projekte fanden auch in Kooperation der Akademie für Kreativitätspädagogik Leipzig (AKL) mit verschiedenen BIP Einrichtungen statt, z. B. mit der BIP Kreativitätsgrundschule Neubrandenburg (heute BIP-Kreativitätscampus Neubrandenburg). Hier waren es angehende Kreativitätspädagoginnen und -pädagogen, die im Rahmen ihrer Ausbildung in die Projektarbeit einbezogen wurden. – Vielleicht liefern die hier vorgestellten Projekte Ideen, Impulse und exemplarische Beispiele für die kunstpädagogische Projektarbeit anderenorts, idealerweise in Verbindung von Schule und Hochschule.

PDF – Karola Schöppe / Anja Ußler / Silke Wollandt (2020) »Ferien Kunst Projekt«

Die hier zitierten Kurzbeschreibungen stammen – wenn nicht anders ausgewiesen – von Karola Schöppe, Anja Ußler und Silke Wollandt.


Eine gute Ankündigung für ein Projekt ist in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Projekte stellen Höhepunkte im Schulleben dar.  Thematisch bieten sie neue Herausforderungen. Und die üblichen Klassen- und Organisationsstrukturen werden durch neue ersetzt. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sollten darauf eingestimmt werden und sich aus einem differenzierten Angebot für eine bestimmte Gruppe entscheiden.

»2021 fand das tradierte Kunstprojekt aufgrund der Corona-Pandemie erstmals digital statt und dadurch auch nicht in einer zeitlichen Begrenzung auf die Winterferien, sondern hier startete das Projekt und hielt für das gesamte zweite Halbjahr ein differenziertes kunst- und kreativitätspädagogisches Angebot bereit. Dieses wurde von vielen Schülerinnen und Schülern des Schulzentrums genutzt, für das Lernen zu Hause, aber auch im Präsenzunterricht. Das große Thema lautete: ›Vorbild – Nachbild – Mein Bild‹. Bilder aus der Geschichte und Gegenwart der Kunst, aber auch aus dem Alltag lieferten die Grundlage, das Vorbild aus eigener Perspektive aufzugreifen, umzugestalten, weiterzugestalten usw. Über die schulinterne Lernplattform Moodle stellten die Studierenden ihre Projektimpulse mit umfangreichen Materialien zur Verfügung. Mit dem Fotoapparat erkundeten die Kinder in ihren Kinderzimmern die geheime Welt der Spielfiguren. Land Art entstand im Wohnzimmer und mit kleinen Stop-Motion-Filmen wurden die Fenster zur Welt geöffnet. Natürlich gab es auch im Bereich der Grafik und Malerei eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich künstlerisch zu betätigen.« (Steffen Wachter)


»Unser 20. Kunstprojekt in den Winterferien stand unter dem Motto ›ZUKUNFT … möglich machen, träumen, entdecken‹. Dies zog erneut über 100 interessierte Kinder und Jugendliche aus der Kita, der Grundschule und dem Gymnasium in beiden Ferienwochen an. Sie gestalteten gemeinsam mit Studierenden des Institutes für Kunstpädagogik der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Frank Schulz, unterstützt von Lehrerinnen und Lehrern sowie Erzieherinnen und Erziehern des Schulzentrums ihre Ideen auf vielfältige Weise. In insgesamt 2 Projektgruppen in der Kita, 9 Projektgruppen der Grundschule sowie 1 Projektgruppe am Gymnasium wurde zu dem Thema gemalt, gezeichnet, geschnitten, geklebt und vieles mehr. Dabei wurden Zukunftsgedanken nicht nur für das Leben auf unserer Erde entwickelt, auch das Weltall wurde fantasievoll einbezogen. Wir dürfen gespannt sein, welche Ideen in späterer Zeit vielleicht einmal Wirklichkeit werden.« (Silke Wollandt)

Fotos: Anja Ußler


≫Die vier Elemente sind den Schülerinnen und Schülern aus eigener Erfahrung sowie als Lerninhalt und Reflexionsgegenstand in verschiedenen Schulfächern bekannt. Ein Ziel des Projektes bestand darin, sich mit dem Zusammenwirken der Elemente, ihren gegenseitigen Beeinflussungen und ihrem Wirken auf Tier und Mensch auseinanderzusetzen und dies in der Gestaltung von großflächigen Malereien bildnerisch zum Ausdruck zu bringen. Für jede Gruppe standen als Gestaltungsflächen je zwei größere Leinwände zur Verfügung. Diese wurden gestaltet zu folgenden Themen, immer unter dem Aspekt, welche Rolle die Vier Elemente dabei spielten könnten: >Wir erschaffen Fabelwesen<, >Miteinander – Gegeneinander<, >Elemente – Wir reisen durch die Zeit<, >Mikroskopia< , >Woraus ist die Welt gemacht?<, >Ein Baum erzählt Geschichten<, >Stempelelemente – Feuer, Wasser, Erde, Luft<, >Erde, Wasser, Feuer, Luft sind gemeinsam die Natur<, >Auf Reise mit den Elementen<, >Verwandlungskünstlerin/-künstler <, >Tierische Reise durch das Land der Elemente< und >Die Suche nach dem fünften Element<.≪

Fotos: Anja Ußler / Steffen Wachter


≫I – Igitt N – Nashornkäfer S – summen E – eklig K – Kammerjäger T – Tarnung E – entzückend N – nervig. INSEKTEN!!! Das Akrostichon zeigt, wie verschieden die kleinen Tiere von den Menschen wahrgenommen werden, was von Abscheu bis Faszination reicht. Die Schülerinnen und Schüler lernen Besonderheiten der Tiere kennen und auch, die mitunter aufkommende Angst vor ihnen zu überwinden. Es werden Anschauungsexemplare studiert, Insekten werden durch die Lupe betrachtet. Orte, an denen man sie finden kann, werden besucht. Die Schülerinnen und Schüler erfahren von der Stärke der Insekten, die als eine Art Staat in Gemeinschaft leben. Auf vielfältige Art und Weise setzen sie sich zudem bildnerisch mit den kleinen Krabbeltieren auseinander. Themen der Auseinandersetzung sind: >Summ mit<, >Zwischen den Blättern<, >Gewarnt – Getarnt<, >Zusammen sind wir stark<, >Gestaltwandler<, >Villa Krabbel<, >Wer hat Angst vor ...?!<, >Ich als Insekt< oder >Kleines wird ganz groß<.≪

Fotos: Anja Ußler


≫Wer durch die Türen in die Räume des Kunstprojektes tritt, begibt sich auf einer Zeitreise in die Renaissance. Der geniale Geist Leonardo da Vincis ist bis heute eine Inspirationsquelle und beispielgebend dafür, die Wirklichkeit kritisch zu hinterfragen, Träumen und Ideen Raum zu geben sowie Fantasie und Forscherdrang wachzuhalten. So treten wir ein in verschiedene Erfinderwerkstätten und erleben zum Beispiel, wie Geräusche, Gerüche und Bewegungen von Wasser festgehalten werden können. Es wird unter anderem den Fragen nachgegangen, wie man Farbe zum Schäumen bringen kann, wie man mithilfe von Wasser und Luft Farben transportieren kann oder wie man etwas Unsichtbares sichtbar macht. Die Studierenden machen Leonardo da Vinci vor den Augen der Kinder lebendig, indem er Fragen aus seinem Leben beantwortet. Geheimschriften werden erfunden und entschlüsselt. Beim Erfinden einer neuen tierischen Schöpfung steht Teamgeist im Mittelpunkt. Immer wieder werden Gedanken zusammengeführt, gemeinsam besprochen, diskutiert und weiterentwickelt bis eine gemeinsame bildnerische Lösung gefunden ist. Die Technikinteressierten können sich beim Erfinden von Wunschmaschinen entfalten. Sie entwickeln Maschinen, die das Leben der Menschen erleichtern und verbessern können. Die Ideen werden zeichnerisch zu Papier gebracht und mithilfe des Materialdruckes weitergeführt. Am Ende zeigen aufklappbare Bilder zum Beispiel, wie ein Fahrzeug aussehen könnte, das zu fremden Galaxien fahren kann oder wie ein Roboter zu einem Helfer im Alltag wird.≪

Fotos: Team Marcus / Plümecke / Ramacher / Schotters


≫Punkt und Linie als grundlegende Gestaltungselemente in der bildenden Kunst werden oft gar nicht so offensichtlich, weil aus ihnen höchst komplexe flächige und / oder körperhaft-räumliche bildnerische Zusammenhänge entstehen. Die Schülerinnen und Schüler machen sich bewusst, welche Möglichkeiten im Umgang mit Punkt und Linie stecken, um sich bildnerisch auszudrücken und sich selbst zum so Entstehenden in Beziehung zu bringen. Sie setzen sich beispielsweise in mehreren Gruppen mit dem Universum, mit Sternen, Planeten und Sternbildern auseinander. In ihren ebenso universell angelegten Bildwelten entstehen Städte und entsprechende Pläne, sogar Schatzkarten. Sie unternehmen eine Reise in den Bild-Dschungel und zeigen dies mit Punkt, Punkt, Komma – (und dem eigenen) ICH. Die Schülerinnen und Schüler reisen von ihren Bildwelten aus ebenso in die Zukunft und bringen Erlebtes mit Punkt und Linie auf das Papier. Themen sind: >Schätze, Karten, Abenteuer< , >Meine Ferien im Dschungel<, >Auftrag aus dem All<, >Ich stempele mir die Stadt, wie sie mir gefällt<, >Der springende Punkt<, >Wie aus Sternen Bilder werden< oder >Vom Hören-Malen<.≪

Fotos: Anja Ußler


≫Die Verbindungen von Mathematik und Kunst liegen für viele Schülerinnen und Schüler nicht sofort auf der Hand. Umso überraschender sind entsprechende Einsichten. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass geometrische Formen, die sie aus dem Mathematikunterricht kennen, auch in der Kunst eine Rolle spielen und dass man mit ihnen viel ausdrücken, sogar ganze Geschichten erzählen kann, selbst wenn sie keine Gegenstände der Wirklichkeit nachbilden. Auch geometrische Prinzipien wie die Symmetrie werden hinsichtlich ihrer Ausdrucksqualität untersucht, sodass klar wird, wie sich die Wirkung einer Gestaltung verändert, wenn sie durch Symmetrie oder durch Asymmetrie gekennzeichnet ist. Im Projekt werden Reisen nach Geometrica unternommen, man begibt sich auf die Suche nach den magischen Mustern und hat viele Spaß bei der Beantwortung der Frage >Wie viel bin ich?<. Neue Einsichten und Erfahrungen werden bei der Umsetzung des Themas >Keine halben Sachen – Auf Achse in der Spiegelwelt< oder in der Beschäftigung mit der Geschichte >Der Fuchs im Abenteuerland der Flächen< gewonnen.≪

Fotos: Team Szymanowski / Gödde / Birkholz /Bernhardt


≫Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit Allegorien, die sich auf die unterschiedlichen Lernbereiche beziehen. Sie lernen verstehen, wie Allegorien als ganz besondere Sinnbilder in der bildenden Kunst funktionieren. So bekommen unter anderem Musikinstrumente, Jahreszeiten, Tag und Nacht eine menschliche Gestalt. In allen Gruppen steht eine grafische Umsetzung im Mittelpunkt. Es entsteht eine tanzende Stadt und ein Wirbel der Jahreszeiten.  Bei der abschließenden Präsentation der Ergebnisse erklärt ein Schüler den anwesenden Gästen: >Allegorien kann man nicht sehen. Man muss sie in Menschen stecken, um sie sichtbar zu machen.< Mit viel Fantasie und unter der Anleitung der Studierenden werden Begriffe zum Leben erweckt, die den Kindern aus dem Alltag vertraut sind. Die Schülerinnen und Schüler überlegen sich, wie die vier Jahreszeiten aussehen, wenn sie Menschen wären, wie Gefühle wie Liebe, Trauer oder Neid aussehen könnten oder wie sich die Klänge verschiedener Musikinstrumente als Personen darstellen lassen. Sie erschaffen seltsame Waldwesen und lassen ihre Eigenschaften sichtbar werden. In einer Geschichte wird probiert, wie es sein könnte, wenn Tag und Nacht eine lebendige Gestalt bekommen. Dabei entstehen die helle Nacht und der dunkle Tag als lebendig wirkende Figuren.≪

Fotos: Anja Ußler


≫Die Schülerinnen und Schüler reisen in Gedanken zu den unterschiedlichsten Märchenfiguren, verwandeln sich in >Froschageien<, bauen eine >Raum-Traum-Zeitmaschine< oder stellen sich der Frage, wer denn warum Angst vor einem Monster hat. >Ich sehe was, was du nicht siehst< führt die >Teufelstaucher< zum Geist des Winters, andere entdecken einen vergessenen Kontinent. Alles ist dem Prinzip >Auf die Träume – fertig – los!< untergeordnet.≪

Fotos: Anja Ußler


»Auf dem Schulhof der Grundschule gibt es eine große ›Spiel-Kletter-Fantasiefigur‹ mit dem Namen ›Gulliver‹. Wie in ›Gullivers Reisen‹ begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt in die magischen, aber auch alltäglichen Welten der Giganten und Winzlinge, um jeweilige Perspektiven zu erkunden, um die Wahrnehmung von Gegenständen und Räumen zu erweitern. Sie werden zu Zeitpiloten und Future-Feen, sie sehen Kleines ganz groß, sie machen sich klein und erforschen auf der Wiese die Welt der Grashalme, sie werden riesig und schwimmen über den Ozean in wenigen Minuten und durchqueren die Jahreszeiten in ein paar Schritten, sie spielen ›Verkehrte Welt‹, einige treten eine Reise ins Innere der Erde an.«

Fotos: Steffen Wachter


»Am 16. September 2011 fand im Gegensatz zu allen anderen Kunstprojekten am BIP Kreativitätsschulzentrum Leipzig eine Aktion statt, die nicht einmal eine Stunde dauerte. Aber das gesamte Schulzentrum nahm daran teil und die gemeinsame Vorbereitung war um so aufwändiger, vor allem in logistisch-organisatorischer Hinsicht: Durchgeführt wurde ein Flashmob, also ein kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf im öffentlichen oder halböffentlichen Raum, verbunden mit der Botschaft, auf sich aufmerksam zu machen und eine Ebene gemeinsamer Identifikation anzusprechen (Leitung: Frank Schulz, Steffen Wachter). Alle Kinder und Jugendliche versammelten sich in der Nähe des Schulzentrums auf einer großen Fläche, die öffentlich von allen Seiten gut einsehbar ist. Um schnell, im Handumdrehen, aus der Menge der Kinder und Jugendlichen einen mehr oder weniger kompakt erscheinenden Farbkörper machen zu können, haben alle fleißig aus gelbem Papier übergroße Hüte gefaltet, die man schnell aufsetzen konnte (Gelb ist die Hausfarbe des Schulzentrums). Indem sich alle Kinder und Jugendliche in kompakte Farbkörper verwandeln, symbolisierten sie Einheit und Verbundenheit. Sie setzen für einen kurzen Moment gemeinsam ein überdimensionales Zeichen im Außenraum. Das geschah für die Öffentlichkeit überraschend und zog sofort große Aufmerksamkeit auf sich.« (Steffen Wachter)

Fotos: Steffen Wachter


»Die Schülerinnen und Schüler begeben sich gemeinsam mit ihren Studierenden auf eine Reise ins Glück. Zusammen überlegen sie, was sie glücklich macht, was Glücksmomente für sie sind. Mithilfe der Fotografie können diese Momente festgehalten und sichtbar gemacht werden. Da sind die einen auf einem großen Schiff unterwegs, während andere ihre Glücksmomente mit der Lochkamera festhalten. Dabei erfahren die Kinder, mit Geduld den Zeitpunkt zu erwarten, den die Kamera für ein einziges Bild benötigt. Sie lernen, Bilder zu entwickeln, und erleben damit das Sichtbarwerden des selbst fotografierten Motivs. Andere Schülerinnen und Schüler denken sich eine ›Glücklichgeschichte‹ aus, in der sie die Hauptdarsteller sind. Bei den für die Enstehung der Bildgeschichte benötigten Fotos werden Fantasie und Vorstellungskraft angeregt und gebraucht, denn Kleidung und Haltung der eigenen Person müssen zum Inhalt der Geschichte und zum Charakter der Hauptfigur passen. In einigen Gruppen entstehen kleine Stopp-Motion-Filme. Diese verlangen detailreiches Arbeiten, die kleinste Bewegung ist wichtig, für eine Bewegung werden mehrere Bilder mit Einzelbewegungen aufgenommen. Geeignete Kulissen werden aus Papieren, Pappen und Alltagsgegenständen gestaltet. Die Figuren, die schließlich zum Leben erwachen, sind aus Knete geformt. Es entstehen viele Einzelfotos, die anschließend einen vollständigen Film ergeben. Die Schülerinnen und Schüler experimentieren mit dem eigenen Foto, bauen sich selbst in Collagen ein, verfremden das eigene Porträt und entwickeln damit neue Figuren. Thematisch liefern die folgenden Schwerpunkte gute Impulse für die bildnerische Arbeit, aber auch für Diskussionen zu dem, was Glück ausmacht (und was nicht): ›Eine Reise ins Glück‹, ›Hans im Glück‹, ›Wege zum Glück‹, ›Tage des Glücks‹, ›Gib deinem Traum einen Raum‹, ›Schwein gehabt‹, ›Atlantis – Auf der Suche nach dem Glück‹, ›Glückliche Wendung‹ und ›Ich als Glücksfotograf‹.«

Fotos: Anja Ußler


»In diesem Jahr wird das Kunstprojekt zum zehnten Mal durchgeführt. Für viele Kinder ist es längst ein wichtiger Höhepunkt eines jeden Schuljahres geworden, dem sie erwartungsvoll und gespannt entgegensehen. Die Schulflure erhalten neue Blickpunkte. In den Projekträumen wird erkundet und entdeckt, welche Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren der Dschungel hervorbringt. Aber der Dschungel kann auch anders gesehen werden: Selbst eine Stadt hierzulande kann zum Dschungel werden. Die bildnerischen Ergebnisse ermöglichen es den Betrachterinnen und Betrachtern, in einzigartige Welten einzutauchen oder en passant auf Entdeckungsreise zu gehen. Themen der Auseinandersetzung in den Gruppen sind: ›Finde den schönsten Schmetterling‹, ›Reist in eure Dschungelstadt ‹, ›Dschungel-Bewohner‹, ›Der Dschungel ist überall‹, ›Völlig anders und doch gleich‹ oder ›Siehst du uns in der verborgenen Welt?‹.«

Fotos: Anja Ußler


»Die Natur in ihrer Einzigartigkeit ist Ideengeber für die Arbeit in den einzelnen Projektgruppen. Stets wird der Bezug zum eigenen Ich gesucht. Nicht nur in der Schulumgebung wird erkundet, beobachtet und geforscht. Auch die Möglichkeiten des Naturkundemuseums Leipzig werden genutzt, um Tiere und Pflanzen genauer zu studieren. Die Herstellung von Naturfarben wird ausprobiert, aber auch Wettererscheinungen finden eine bildkünstlerische Umsetzung. Inszenierte Fotografien bieten den Schülerinnen und Schülern neue Erfahrungspielräume. Besondere Themen waren: ›Werk der Natur‹, ›Zeitreise zur Natur von frühe‹, ›Von Winterwald bis Herbststurm‹, ›Welches Tier steckt in dir?‹, ›Spürnasen – Ganz natürlich‹ und ›Spuren der Natur entdecken‹.«

Fotos: Anja Ußler / Steffen Wachter


»In den Gebäuden des Schulzentrums gibt es viel Gestaltungsraum, den die Kinder immer wieder gern in Besitz nehmen. In größeren Formaten wandfüllend zu gestalten, raumgreifende Objekte hervorzubringen und performativ zu nutzen, dazu bietet sich nicht immer Gelegenheit. Unter den besonderen Bedingungen des Ferienprojektes ist dies aber gut möglich. Zum ersten Mal findet das Kunstprojekt unter dem gemeinsamen Thema ›Alles in Bewegung‹ in der Vorschule der BIP Kreativitätskindertagesstätte MiniMax, in der BIP Kreativitätsgrundschule und im BIP Kreativitätsgymnasium statt. Themen waren: ›Zeitmaschine‹, ›Fremde Galaxien‹, ›Murmeltiere‹, ›Geräuschmaschine‹ und ›Schulhofspiele‹.«

Fotos: Anja Ußler


»In Kooperation des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig, der Akademie für Kreativitätspädagogik Leipzig sowie der BIP Kreativitätsgrundschule Neubrandenburg fand 2007 im Rahmen der Ausbildung von Kreativitätspädagoginnen und -pädagogen in Neubrandenburg eine einwöchige Projektarbeit (Leitung: Frank Schulz, Steffen Wachter) an der genannten Grundschule statt. Eine Woche lang arbeiteten Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 3 unter Anleitung von angehenden Kreativitätspädagoginnen und -pädagogen am Thema ›Ohren finden Töne – Wir gestalten die Klänge unserer Welt‹, das als wandfüllendes Materialbild gedacht war. Dieses Thema und seine fachdidaktische Umsetzung wurde in der kreativitätspädagogischen Ausbildung mit den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern vorbereitet. Insbesondere ging es darum, gestalterische Möglichkeiten des Materialbildes auszuloten und den Kindern zu vermitteln.

»Im Jahr 2007 hat die Schule ein besonderes Vorhaben. Lange Zeit wachten auf der Wiese vor der Schule viele farbenfrohe ›Schulgeister‹, die Figuren aus dem Holzart-Projekt. Sie erzählten jedem Besucher schon aus der Ferne, dass Kunst in unserer Schule nicht nur im Klassenzimmer stattfindet. Lange Zeit hielten diese Holzskulpturen Wind und Wetter stand, waren aber mit den Jahren etwas müde geworden, diese verantwortungsvolle Aufgabe weiter zu erfüllen. So wird eine neue Idee geboren. 180 Kinder malen, angeregt von Studierenden des Institutes für Kunstpädagogik, in diesen Winterferien auf 540 kleinen Tafeln, was sie in unserer Schule alles erleben.

»Hier geht es um ein Filmprojekt einer 9. Klasse am BIP Kreativitätsgymnasium Leipzig. In fächerverbindendem Unterricht (Geschichte, Deutsch, Musik und Kunst) wurden die 1920er-Jahre als Jahrgangsthema behandelt. Bevor eine Projektwoche zur Produktion einer entsprechenden Filmcollage entstehen konnte, wurde in aufwändiger Arbeit eine ›richtige‹ Studiokulisse eingerichtet: Der sonst als Aula dienende Raum der Schule wurde völlig leergeräumt. In einer gut zu filmenden Ecke entstand ein Tanzcafé im Stile der 1920er-Jahre. Viele Eltern unterstützten dies sogar mit Mobiliar und vor allem mit zahlreichen Requisiten bis hin zu stilechten Kleinigkeiten wie Kaffeelöffeln und Spitzendeckchen. Integriert in die Kulisse war eine kleine Kaffeehausbühne, auf der eine von den Schülerinnen und Schülern eigens gegründete ›Jazzband‹ Platz fand und Spieleinlagen lieferte. Die gemeinsam entwickelte Filmidee bestand darin, dass sich in diesem Café in rasantem Wechsel Menschen aus unterschiedlichen Schichten und Bereichen der Gesellschaft treffen, darunter auch Prominente wie Coco Chanel, Josephine Baker, Wassily Kandinsky, Otto Dix oder Charlie Chaplin. Zeitungsausgaben aus dieser Zeit gehörten (nachgestaltet oder in Kopie) zur Ausstattung des Cafés. Aber auch die sich anbahnende nationalsozialistische Entwicklung wirft ihre Schatten voraus. Es kommt sogar zu einer Schlägerei. Am Rande sitzt stets ein Chronist des Geschehens und tippt seine Gedanken in eine alte Schreibmaschine: Erich Kästner. Er schreibt hier seinen berühmten Satz: ›An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur die schuld, die ihn begehen, sondern auch diejenigen, die ihn nicht verhindern.‹« (Steffen Wachter)

Fotos: Steffen Wachter


»Einige Beispiele aus der Gruppenarbeit.

›Reise zum Mittelpunkt der Erde‹: Die Kinder suchen die Abenteuer nicht in der Ferne oder auf einer imaginären Reise, sondern auf ihrem Abenteuer ›Unordnung im eigenen Kinderzimmer‹. Dabei entdecken sie Vertrautes und Alltägliches neu. Vorhandenes aus dem Kinderzimmer wird von seiner ursprünglichen Funktion losgelöst und in einen neuen Zusammenhang gebracht. Entdecken wird verstanden als Umdeuten und Weiterentwickeln von Vorhandenem.

»Die am Projekt teilnehmenden Schülerinnen und Schüler setzen sich malerisch mit Beziehungen zu anderen Menschen, Kulturen und Welten auseinander. Auch die Säulen im Hortraum der Grundschule werden zum Träger von Bildern, die detailreiche Einblicke in die fantasievollen Vorstellungsswelten der Kinder eröffneten. Thematisch geht es bei diesem Projekt um Folgendes: ›Ich in meiner Traumwelt‹, ›Atlantis und Ich‹, ›Die Farben unserer Erde‹, ›Die Dinge und Ich‹, ›Vom Ganzen zum Ich‹, ›Ich als Teil eines Ganzen‹ und ›Unentdeckte Planeten‹«.

Fotos: Steffen Wachter


»Am 2. Juli 2004 fand um 23 Uhr auf dem Schulhof des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig eine Kunstaktion der besonderen Art statt. Großes Publikum war eingeladen (Schülerinnen und Schüler, Kollegium, Eltern, Großeltern, Gäste) und zahlreich erschienen. Der genaue Grund war ungenannt. Zur Überraschung der Anwesenden treffen nach dem lauten Landegeräusch eines unsichtbaren Flugobjekts Fremde (Außerirdische) unter explodierendem Feuerwerk auf dem Schulhof ein und führen im plötzlichen Nebel merkwürdige Tänze auf. Sie formulieren in ihrer fremden Sprache eine Botschaft, in der sie die Menschen zur Zusammenarbeit einladen. Ein Junge (ein französischer Austauschschüler aus dem Kreis der anwesenden Zeugen des Ereignisses) dient ihnen als Medium, um diese Botschaft in der menschlichen Sprache auszusprechen. Diese nächtliche Kunstaktion wurde lange vorbereitet. Im Zusammenhang mit dem Ethikunterricht wurde die Frage thematisiert, ob es weiteres Leben im Universum gibt und wie sich gegebenenfalls Außerirdische zu uns als Menschen verhalten würden bzw. wir uns zu ihnen. Das interessierte die Schülerinnen und Schüler sehr und es fand dazu eine sehr komplexe Auseinandersetzung statt. Dabei entwickelte sich die Idee für eine Aktion am Schulzentrum. Die Projektidee war schnell klar: Außerirdische landen, um die Menschen zur Zusammenarbeit aufzufordern. Aber die Umsetzung verlangte viel. Am Anfang stand die Entwicklung von ›Kostümen‹ aus großen Kartons und Pappröhren, die als Erscheinungsweise der Außerirdischen gelten konnten, dabei aber auch höchst individuell sein sollten. Dann sollte eine ›Choreografie‹ entstehen für ihren Tanz. Die ganze Aktion galt es musikalisch bzw. mit Geräuschen zu untersetzen. Die von den Außerirdischen überbrachte Botschaft verlangte nach einer poetischen Formulierung. Und schließlich etwas ganz Besonderes: Es musste eine Feuerwerksfirma gefunden werden (was die Schülerinnen und Schüler mit eigener Überzeugungskraft hinbekamen), die bereit war, dieses Projekt zu unterstützen und entsprechende Effekte zu platzieren. An 8 Projektnachmittagen, 2 Projekttagen und 1 Probeabend (bei Dunkelheit) wurde das Projekt der Klassenstufen 6 und 7 umgesetzt (Leitung: Frank Schulz, Steffen Wachter, Katja Weber und Studierende des Institutes für Kunstpädagogik, Annett Hackel vom BIP Kreativitätsgymnasium Leipzig). Bis heute unvergessen bei allen Beiteiligten!« (Steffen Wachter)

Fotos: Steffen Wachter / Katja Weber


»Mit Pappe, Farbe und vielen anderen Materialen gestalten die Schülerinnen und Schüler fantasievolle, funktionsreiche Häuser: ein Hexenhaus als Sozialstation, ein Rummelhaus, ein Nudelschloss, Schlaraffenhäuser, ein Schneckenhaus, einen Traumpark mit Stelzenhaus, eine Schachtel-Skyline, eine Seilbahn, Wolkenhäuser, eine Fühlfabrik … – eine ganze Stadt mit ihren eigenartigen Bewohnern und Fortbewegungsmitteln. Durchaus sinnvoll reflektierte, zugleich originelle und fantasiereiche Vorstellungen von einem Leben in der nahen Zukunft werden bildnerische Wirklichkeit.«

Fotos: Steffen Wachter


»Das dreitägige Projekt zum Thema ›Licht‹ mit Schülerinnen und Schülern der Klassen 4 bis 6 des BIP Kreativitätsschulzentrums Leipzig war multimedial und fächerverbindend vor allem mit physikalischen Lerninhalten verbunden (Leitung: Frank Schulz, Ines Seumel, Steffen Wachter, Katja Weber). Die Arbeit fand in sechs Teilgruppen statt, wobei die Klassenstufen gemischt waren. Ausgangspunkt war ein gemeinsames Brainstorming über mögliche Bezüge zum Phänomen des Lichtes, um entsprechende Gestaltungsfelder aufzumachen. So bildeten sich die folgenden Felder heraus: ›Licht und Schatten‹, , ›Licht-Rätsel‹, ›Licht-Quelle‹, ›Licht-Leere‹, ›Licht-Bild‹ und ›Licht-Raum‹.

»In zwei Projektwochen während der regulären Schulzeit führten die Klassen 5 und 6 des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig ein Filmprojekt durch (Leitung: Frank Schulz und Studierende des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig, Helga Haugwitz und Heike Pöge vom BIP Kreativitätsgymnasium Leipzig). Die Schülerinnen und Schüler entwickelten eine Geschichte, die unmittelbar an ihre Lebenswirklichkeit anknüpfte: Viele von ihnen hatten schon einmal in bestimmten Situationen den Wunsch, einfach wegzulaufen und irgendwelchen Ärger hinter sich zu lassen. Das war nie so richtig ernst gemeint und meist schnell vergessen. Was aber, wenn man wirklich weglaufen würde? Das war die Filmidee. Es entstand eine kleine Filmcollage. Integriert waren auch die Ergebnisse einer Umfrage: Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern hatten Passanten in Leipzig gefragt, ob sie als Kind einmal weggelaufen waren und wenn ja, wie das ausging. Verschiedene Anlässe für den Wunsch zum Weglaufen wurden inszeniert: den Eltern eine schlechte Note mitteilen oder die ständige Kritik der Eltern am unaufgeräumten Zimmer ertragen müssen, immer wieder zu erleben, dass die Eltern zu wenig Zeit haben für ihre Kinder, gar die laufende Scheidung der Eltern. Dann wurde aber auch danach gefragt, was passiert, wenn man wirklich wegläuft. Unerwartete Erlebnisse paaren sich mit bösen Überraschungen. Die Botschaft lautete: ›Weg‹laufen ist keine Lösung, man würde die kleinen oder großen Probleme ja nur mitnehmen. Die Lösung kann nur sein, einen WEG zu finden, um sich auszusprechen.« (Steffen Wachter)

Fotos: Steffen Wachter


»Die Kinder lassen sich vom Werkstoff Holz anregen, wollen aus Einzelteilen Neues zusammensetzen, aus Bekanntem Unbekanntes machen, Bedeutungsloses zu Bedeutendem werden lassen. Aus Holzabfällen und -fundstücken, die einfallsreich montiert und bemalt werden, entstehen lebens- und überlebensgroße Figuren. Sie befinden sich im Umfeld der Schule, zeigen sich an der Grenze zum öffentlichen Raum. Sie haben Signal- und Wächterfunktion in einem.«

Fotos: Steffen Wachter


»Die Kunstprojekte finden ab 2002 während der Winterferien statt, und zwar im neuen Schulgebäude. Die Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren setzen sich dieses Mal mit all ihren Sinnen zur Wirklichkeit in Beziehung. Im Umgang mit verschiedensten gesammelten Gegenständen und Materialien erleben und erfassen sie Wirkungen von Körper, Farbe und Raum. Ihre Gefühlswelt, Fantasie und Freude am spielerischen Gestalten werden stark angeregt durch Entdecken, Erproben, Experimentieren und Refl ektieren. Im August 2001 bezieht das BIP Kreativitätsschulzentrum Leipzig ein neues Gebäude in der Torgauer Straße. Es kommt zu einem ersten Ideenaustausch zwischen den Kunstlehrerinnen und -lehrern der Schule und dem Institut für Kunstpädagogik zu Gestaltungsfragen. Selbstverständlich werden auch die Schülerinnen und Schüler einbezogen, wenn es um die Frage der Gestaltung ihres neuen Lernumfeldes geht. Es besteht die Absicht, die großen weißen Wände in den Fluren und den Platz im Treppenhaus zu nutzen, um zum Verweilen, zum ganzheitlichen Wahrnehmen, Fühlen und Tasten, Sehen und Hören anzuregen. Die Schule soll eine Welt der Sinne werden und damit auch den ganzheitlichen Ansatz des Schulkonzeptes zum Ausdruck bringen. Ab Januar 2002 werden die Materialien für das Projekt zusammengetragen. Alle Kinder der Schule sind aufgerufen, verwertbare Alltagsmaterialien, Verpackungen, Folien, altes Spielzeug usw. zu sammeln. Die Kunstlehrerinnen und -lehrer der Schule leiten diesen Prozess und organisieren die konkrete Umsetzung des Projektes vor Ort. Des Weiteren werden die handwerklichen Vorbereitungen für die einzelnen Installationen vom technischen Personal getroffen. Es gibt in jeder Ferienwoche fünf Arbeitsgruppen, die sich unter dem Rahmenthema »Unsere Schule – ein Reich der Sinne« mit Seherlebnissen, Fühl- und Tasterlebnissen, Hörerlebnissen und weiteren sinnlichen Erlebnissen beschäftigten. Die inhaltliche und methodische Arbeit in diesen Gruppen planen während dieser Zeit die Lehramtsstudierenden mit Frank Schulz unter Berücksichtigung von Wünschen und Ideen, die vorher in Gesprächen mit den Kindern gesammelt worden sind. Mit Plakaten stellen die Studierenden in einer großen Zusammenkunft in der Schule die Themen ihrer Gruppen vor. Daraufhin haben die interessierten Schülerinnen und Schüler bis zum Projektbeginn Zeit, sich für die Tätigkeit in einer der Gruppen zu entscheiden. Am ersten Tag in jeder Woche werden die Kinder von den Studierenden und betreuenden Lehrerinnen und Lehrern durch vielfältige Sinnesspiele an die Gestaltungsaufgaben herangeführt. Danach folgt die gemeinsame Suche nach Lösungsmöglichkeiten je nach Thema in den einzelnen Teilgruppen. Jeder Lösungsvorschlag der Kinder wird gemeinsam und kritisch auf die Verwertbarkeit hin geprüft. Einzeln, in Partnerarbeit oder in größeren Gruppen geht es nun an die Realisierung der einzelnen Teilaufgaben. Es werden Gestaltungen probiert, Verbindungsmöglichkeiten erkundet, passendes Material gesucht und zum Teil wieder verworfen, wenn bei der Arbeit eine bessere Idee entsteht. Helfend und beratend stehen die Lehramtsstudierenden zur Seite, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht selbst weiterkommen. Freude, Neugier, Staunen und Bewunderung bestimmen die Vorstellung der bildnerischen Ergebnisse bei einem gemeinsamen Präsentationsabend. Mit großer Begeisterung lassen sich die Projektbeteiligten, die Eltern und viele Gäste der Schule immer wieder auf die verschiedenen Sinnesspiele ein, sehen, hören und fühlen Bekanntes und entdecken oder erproben Fremdes. Die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer machen es vor: Durch die oftmals radikale, überraschende und faszinierende Funktions- und Bedeutungsänderung des Ausgangsmaterials kommt Neues zustande: Eine wichtige bildnerische Grunderfahrung, die die Schülerinnen und Schüler weiter ausprägen konnten.«

Fotos: Steffen Wachter


»Das Pilot-Kunstprojekt 2001 im ersten Schulgebäude der neugegründeten BIP Kreativitätsgrundschule Leipzig in Kooperation mit dem Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig findet noch nicht als Ferienprojekt, sondern während der Schulzeit an drei Projekttagen als Ergänzung zum regulären Unterricht statt. Es geht um die Gestaltung von Traumlandschaften auf Wandfriesen), die für den Speisesaal des neu entstehenden Schulgebäudes gedacht sind, außerdem um die Gestaltung von Märchenträumereien zu den Märchen aus Tausendundeiner Nacht, die als Paravants für die Schlafräume genutzt werden können. Schachteln und Kartons aller Art werden zu Bausteinen, um fantasievolle Unterwasser-Häuser, ein Märchenschloss, eine Chaos-Stadt oder ein fliegendes Klassenzimmer entstehen zu lassen und große Materialbilder zu gestalten. Die unterschiedlichen Form- und Farbwirkungen der Ausgangsmaterialien kommen zusammen, indem alles kaschiert und farbig nach inhaltlichen Gesichtspunkten neu gestaltet wird. Die Gestaltung der Raumteiler für die Schlafräume der Kinder auf leporelloartig zusammengefügten Bildflächen führt hinein in die geheimnisvolle und farbenprächtige Welt von ›Tausendundeiner Nacht‹, wie sie in der Vorstellung der Kinder entsteht. Als besondere Herausforderung erweist sich – auch bei allen folgenden Projekten – die Bewältigung des bildnerischen Problems, die großen Gestaltungsflächen farbdominant zu behandeln und nicht im Zuge einer Formdominanz bei Konzentration auf die Einzelelemente unberücksichtigt zu lassen. Das hätte die bildnerische Zusammenhanglosigkeit aller Details zur Folge. Hier kommt es darauf an, mit den Schülerinnen und Schülern farbige Grundstimmungen der dargestellten Situationen zu klären und gestalterisch umzusetzen.«

Fotos: Steffen Wachter