FRANK SCHULZ

Theorie und Didaktik der bildenden Kunst

Die Kinder entwickeln Bildwelten, die auf vorhandenen Dingen aufbauen. So kann eine Landschaft aus einem Bücherberg entstehen oder Tischlampen formieren sich zu einem dichten Wald. Dabei spielen auch Assoziationen eine Rolle. Kann man durch Umordnungen der bekannten, oft einzeln gar nicht stimmungsvollen Dinge Stimmung im Bild wiedergeben? Auch kleine Bildzyklen entstehen auf diese Weise. Monotypie, Frottage und Materialdruck sind die vornehmlichen Gestaltungstechniken. Aber auch alte defekte Schallplatten – in ihrer Form und Binnenstruktur an die Erdkugel erinnernd – dienen als Bildträger im Tiefdruckverfahren. Die Kinder stellen überrascht fest, dass sich die ausgedienten Schallplatten gut mit einer Radiernadel bearbeiten und als Druckplatte verwenden lassen.

›Farbe in Bewegung‹: Eine Performance zu diesem Thema wird nicht nur in der Schule aufgeführt, sondern ebenso in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig. Je zwei Kinder verkörpern eine Farbe, die für ein Element bzw. eine Jahreszeit steht. Zusätzlich gibt es einen ›Drucker‹. Dieser leitet das Geschehen und bringt die Farben (als lebendige Wesen) von einer großen Mischpalette aus in Bewegung. Mit seiner Hilfe werden sie auf die Leinwand gedruckt. Er stupst sie an, die Farben gelangen zur Musik auf das große Bild und hinterlassen ihre Abdrücke und Bewegungsspuren. Das Ganze erstrahlt im Schwarzlicht.

›Liebenswerte Monster‹: Es werden Monsterwesen gestaltet, die im ersten Moment fremd und abschreckend erscheinen, aber durchaus liebenswerte Seiten haben. Gestalterisch steht die Verschiedenheit von Oberflächenstrukturen im Vordergrund. Durch das Drucken von unterschiedlichen Materialien werden Strukturen und Muster für die Gestaltung der sonderbaren Wesen gefunden. Dazu werden erdachte Namen mithilfe von Buchstabenstempeln und Ritzen in eine Styroporplatte gedruckt.

›Der Unterdrücker naht!‹: Grau wird wahrgenommen als Unterdrücker von Gefühlen. Und das Grau glaubt daran, dass es weder selbst fühlen noch Gefühle anderer ertragen kann. Damit es möglich wird, das Grau zu bannen, ruft jedes Kind erst einmal einen Färbling ins Leben. Vorgaben werden lediglich hinsichtlich des Namens und einer dominierenden Farbe und Form (beispielsweise Blau-Kreis) vereinbart. Jeder Färbling wird in drei Schritten erschaffen: erst der Kopf mithilfe der Monotypie, dann mit dem Teigdruck der Rumpf und zuletzt die Gliedmaßen mit Styropordruck. Zuletzt werden die Elemente zu einem Ganzen zusammengefügt. Während des Herstellungsprozesses erkunden die Kinder Eigenschaften der benutzten Formen und Farben. Jedes Kind stellt die Eigenschaften seines Färblings denen des Graus gegenüber. Bei genauerer Betrachtung stellen sie fest, dass das Grau ganz unterschiedlich erscheinen kann. Und das Grau erkennt, dass es selbst gar nicht so farb- und gefühllos ist und dass es gut mit den Färblingen zusammenleben kann.

›Stadtabenteuer‹: Wo kann man in einer Stadt Abenteuerliches erleben? Um diese Frage zu beantworten und Überraschendes zu finden, wird die Stadt in ihren verschiedenen Zonen bildnerisch genauestens erkundet: die frontale Ansicht der Häuser mit ihrem ›Innenleben‹, die Draufsicht für die bessere Beobachtung des Außengeschehens und die Erdsicht für das geheimnisvolle Unterweltgeschehen. Um diese Ansichten grafisch darzustellen, werden verschiedene Drucktechniken wie der Materialdruck und der Hochdruck erprobt. Die verschiedenen Ansichten werden gemeinsam gedruckt, gestempelt und ausgestaltet.

›Kommt mit auf Schatzsuche‹: Spielerisch stimmen sich die Kinder auf die Themen Abenteuer und Schatzsuche ein. Sie erkunden die Bedeutung von Schatzsymbolen und gestalten kleine Schatzkarten. Jede Gruppe denkt sich eine Schatzsuche im Schulgebäude für die jeweils andere Gruppe aus. Zwei große Schatzkarten werden gedruckt und gestaltet. Das Suchen und Finden des imaginären Schatzes bereitet allen große Freude.«

Fotos: Anja Ußler / Steffen Wachter