FRANK SCHULZ

Theorie und Didaktik der bildenden Kunst

2005: Mensch – Kunst – Bildung

Der ausdrückliche Rekurs der Tagung und der darauf bezogenen Publikation auf das »Projekt der allgemeinen Bildung« ist für die Initiatoren »Motivation und Handlungsperspektive, dem demokratischen Bildungsauftrag der Kunstpädagogik ein Fundament zu geben, das sich nicht nur bildungsökonomischen Pragmatismus, leerlaufende Tradition oder modische Aktualität bezieht, sondern seine Referenz in ausweis- und diskutierbaren pädagogischen Ideen der frühen Moderne, der Aufklärung und des Humanismus findet.« So heißt es in einem Statement der Initiatoren weiter: »Diese Ableitung und Begründung bringen erneut die Kunst und mit ihr das Ästhetische ins Spiel – in ein verantwortliches und politisches Spiel der immer wieder neu anzustrebenden ›Menschwerdung‹ durch Bildung – in Freiheit und zur Freiheit hin: Freiheit von politischer und ökonomischer Determination und Freiheit zur Entfaltung der Person. Die Kunst als essenzielles Epizentrum der Kunstpädagogik sehen wir als Medium der Stabilisierung von Personalität und Sozialität, als Medium der freien Erkenntnis über Welt und Natur, aber auch als Medium des Sperrigen, des Überraschenden, des konstruktiv Abweichenden, des produktiven Spielens und des Klärens von Weltvorstellungen in Bildern. Die Beschäftigung mit Kunst vermag die Menschen in einer unübersichtlichen, bildüberschwemmten Zeit zu stärken und zu befreien. Ästhetische und künstlerische Bildung bleiben das unverzichtbare Ferment einer Gesellschaft, die ihren sozialen und technischen Fortschritt nur in der Gleichzeitigkeit mit einem Freiheitsraum der Kunst garantiert wissen sollte; sie bleiben auch die Bezugsebene einer politischen Grundorientierung, die die Freiheit der Person ins unantastbare Zentrum ihrer Werteordnung stellt." Der Kunstpädagogik wachse eine Verantwortung in einer gesellschaftlichen Situation zu, »in der von den Geisteswissenschaften insgesamt, besonders aber aus einer kulturellen Bildungsanstrengung heraus, jene Antworten auf die praktischen Fragen zu formulieren sind, die vom technizistischen und ökonomischen Fortschritt permanent aufgeworfen und doch nicht beantwortet werden: Was ist und was stiftet ›Sinn‹ in dieser sich fortlaufend verändernden und ›globalisierenden‹ Welt – ›Sinn‹ nach ethischen, humanistischen und geistigen Maßstäben? Welchen Beitrag zum Auslegen, Verstehen und zum Kommunizieren kann unsere Kultur und in ihr besonders die Kunst (als Ausdrucks-, Gestaltungs- und Vermittlungsform) leisten? Welch reflexives ästhetisches Urteil formulieren wir gegenüber der rasant voranschreitenden technischen Konstruktion des Medialen?« (Kirschenmann / Schulz / Sowa 2006, S. 11 f.) 

Vgl. Kirschenmann, Johannes / Schulz, Frank / Sowa, Hubert (Hrsg.) (2006): Kunstpädagogik im Projekt der allgemeinen Bildung. München.